Dem Mulles seng Rubrik - 2000-2001: Absteiger und trotzdem Finalist in der Coupe de Luxembourg


26 October 2020

 

„Start in eine ungewisse Saison“, so lautete der Titel der Vorschau in einer luxemburgischen Zeitschrift. Effektiv wurde es eine ungewisse Saison, die mit dem fünften Abstieg in die Ehrenpromotion und mit dem bisher größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, dem Erreichen des

Finales der Coupe de Luxembourg, endete.

 

Der neue Trainer Jacques Dodémont, ein belgischer Lehrer, der in den vergangenen elf Jahren Verviers betreut hatte, war sich von Anfang an bewusst, dass die Spielerdecke, infolge Verletzungen, recht dünn werden könne. Mike Czekanowicz (Spora) und Torjäger Franco Iovino (Hesperingen) versuchten ihr Glück in der Ferne. Mustapha Kharoubi zog es nach Beggen, Chris Spogen nach Ettelbrück. Verpflichtet wurden Fabian Fevry und Jean-Michel Ummels (beide Sprimont), Christophe Verbeeren (Eupen) und als Spielmacher Nesad Omerasevic (Ulflingen).

 

Auf dem Papier schien die Mannschaft stärker als jene, die 1999-2000 bis zur letzten Minute um den Klassenerhalt zittern musste. Auf dem Spielfeld sollte es jedoch ganz anders kommen. Während der ganzen Saison belegte Wiltz 71 einen Abstiegsplatz. Dass es jedoch auch hätte ganz anders kommen, bewies man im Landespokal, wo man zwei Teams aus der oberen Tabellenhälfte (Mertzig und Hobscheid) ausschaltete, um dann unglücklich gegen Etzella zu verlieren.

 

Der Start in die Saison missriet vollkommen. Nach drei Begegnungen (0:2 in Düdelingen, 1:2 gegen Etzella, wo David Malannée zwei Elfmeter abwehrte, 2:3 in Monnerich) hatte Wiltz noch keinen Zähler aufzuweisen. Den ersten Punktgewinn gab es beim 1:1 gegen Grevenmacher, den ersten Erfolg am 6. Spieltag in Beggen (4:2). In der Hinrunde sollte es nur noch zu einem Unentschieden gegen Rodange (2:2) reichen, so dass wir nach elf Spielen magere fünf Punkte aufzuweisen hatten.

 

Der erste Heimsieg gelang in der 13. Begegnung. Thierry Rouyr, Jean-Michel Ummels und

Marc Gira trafen beim 3:2-Erfolg gegen Mertzig. Mit etwas Glück hätten auch die Spiele bei Etzella (0:1) und Union (0:1) zu unseren Gunsten enden können. In der Rückrunde sollte es noch zu zwei Erfolgen (in Petingen und Rümelingen) und zu einem Unentschieden (Beggen) kommen, so dass wir vor dem Play-off nur 15 Punkte aufzuweisen hatten. Vier Siege (davon nur einer zu Hause), drei Unentschieden und 15 Niederlagen, so lautete die fast schon niederschmetternde Bilanz.

 

In der Abstiegsgruppe B bekamen wir es mit Beggen (23 P.), Rümelingen (24) und Jeunesse (30) zu tun. Wir erreichten noch ein Unentschieden und einen Sieg gegen Rümelingen (1:1 auswärts, 1:0 zu Hause), eine echte Chance auf den Klassenerhalt gab es nie. Zum Schluss standen 19 Punkte und 35:67 Tore zu Buche. Zu bemerken sei, dass wir am letzten Spieltag (1:5 gegen Beggen) mit der Espoirs-Mannschaft antraten, um die Stammspieler für das Endspiel der Coupe de Luxembourg zu schonen.  

 

Jacques Dodémont bot folgende Spieler in der Saison 2000-2001 auf: David Malannée, Emmanuel Andrien, Christian Pauly, Luc Melchior, Tom Schaack, Maurice van Ham, Pedro Teixeira, Thierry Rouyr, Dan Spogen, Joao Pereira, Christophe Verbeeren, Didier Panzokou, Marc Eschette, Alain Pauly, Jean-Michel Ummels, Fabian Fevry, Patrick Flick, Nesad Omerasevic, Marc Gira, Mehmet Mujkic, Asmir Mujkic, Ernad Redzovic und Tom Kopecky. Keiner der erwähnten 23 Spieler absolvierte alle 28 Partien. Unsere 35 Tore wurden von acht verschiedenen Schützen erzielt. Fabian Fevry traf sieben Mal ins Schwarze. Am 28. und letzten Spieltag (gegen Beggen) kamen die Nachwuchsspieler Gilles Schmitz, Yi Lin, Cesar Bukasa, Yves Bley und Vahid Batkic erstmals in der ersten Mannschaft zum Einsatz.

 

Derweil erneut keine 2. Mannschaft eingeschrieben war, belegten unsere Espoirs zwei Mal (Hin- und Rückrunde) einen Platz in der oberen Tabellenhälfte der 1. Spielklasse. Noch besser machte es das von Théo Grisius trainierte Team in der Coupe du Prince. Der Reihe nach wurden zu Hause Mamer (3:1), Rümelingen (5:3 n. E.) und Tetingen (4:1) ausgebootet. In Düdelingen setzte man sich im Viertelfinale mit 5:3 durch, in Diekirch im Halbfinale mit 4:1.

 

Im Endspiel vor 420 Zuschauern in Hobscheid ging Union Luxemburg nach 15‘ in Führung. Trotz  eindeutiger Feldüberlegenheit dauerte es bis zur 70.‘, ehe Vahid Batkic den verdienten Ausgleich besorgte. Dieser Treffer beflügelte unsere Spieler, die es jedoch nicht schafften, den Ball ein zweites Mal im Netz unterzubringen. So kam es zum nervenaufreibenden Elfmeterschießen und zum glücklichen 5:4-Sieg der Hauptstädter. Folgende Spieler hätten den Sieg verdient gehabt: Christian Pauly, Tom Schaack, Pedro Teixeira, Tom Kopecky, Yves Bley (69.‘ Cesar Bukasa), Dan Spogen, Sascha Federspiel, Mehmet Mujic, Alain Pauly, Asmir Mujkic, Vahid Batkic (89.‘ Ernad Redzovic).

 

Die von Jacques Dodémont und Maurice van Ham trainierten Cadets I stiegen in die 1. Klasse auf. Die Minimes beendeten die Rückrunde an 1. Stelle in ihrem Bezirk.

 

30 Jahre nach der Fusion setzte sich der Vorstand von Wiltz 71 wie folgt zusammen:

John Shinn (Präsident seit 1979), Maisy Berscheid, Robert Nilles und René Schroeder (Vizepräsidenten), Jean-Claude Thines (Generalsekretär), Michel Deckenbrunnen (Generalkassierer), Aly Baulesch, Aloyse Gira, Eric Greisch, Théo Grisius, Charles Pauly, Romain Schneider, John Scholzen, Raymond Shinn, Marc Weber und Gilbert Weis (Mitglieder).

 

Unglückliche Niederlage im Finale der Coupe de Luxembourg 2000-2001

 

6:0 in Lintgen, 4:0 in Hosingen, 2:0 in Rosport und 2:0 Schieren, so lauteten die Stationen, die uns den Einzug ins Viertelfinale erlaubten. Am 9. Mai erwarteten wir keinen Geringeren als den

Tabellenfünften der Nationaldivision, Mertzig, in der „Géitzt“. Vor nur 145 Zuschauern stand es nach 90‘ torlos im Nordduell, obschon beide Teams zahlreiche Torchancen hatten. In der Verlängerung hatte Wiltz 71 dann den längeren Atem und das nötige Quäntchen Glück, um in der 105.‘ durch Maurice van Ham, nach Doppelpass mit Fabian Fevry, das alles entscheidende 1:0 zu erzielen. Der FC Wiltz 71 stand zum ersten Mal überhaupt im Halbfinale. Jacques Dodémont hatte auf folgende Spieler gebaut: David Malannée, Luc Melchior, Tom Schaack (102.‘ Dan Spogen), Thierry Rouyr (115.‘ Asmir Mujkic), Maurice van Ham, Pedro Teixeira, Christophe Verbeeren, Nesad Omerasevic, Marc Gira, Jean-Michel Ummels (58.‘ Fabian Fevry) und Didier Panzokou.

 

Eine Woche später erwarteten wir Hobscheid, das sich für die Titelgruppe in der Meisterschaft qualifiziert hatte. Diesmal hatten sich 550 Zuschauer eingefunden, um einen echten Pokalfight zu erleben. Ob der  besseren Torchancen war die Halbzeitführung der Gäste (Boukharouba in der 30.‘) nicht unverdient. Die erwartete Reaktion unserer Mannschaft ließ lange auf sich warten. Es war vielmehr Hobscheid, das den Vorsprung hätte erhöhen können. In der 68.‘ konnte Marc Gira dann eine Unsicherheit der Gästeabwehr nutzen und zum 1:1 einsetzen.

 

Der Ausgleich tat dem Spiel sichtlich gut, denn beide Mannschaften vergaßen zusehends die taktischen Vorgaben. Torchancen blieben dennoch Mangelware. Als wohl schon jeder mit einer Verlängerung gerechnet hatte, erwischte Marc Gira, nach einer Flanke von Fabian Fevry, den Hobscheider Torwart Flick auf dem falschen Fuß (2:1 in der 87.‘). Die Freude in Wiltz war nach dem Schlusspfiff verständlicherweise riesengroß. „Überragender Gira schießt Wiltz ins Finale“ hieß es in einer Tageszeitung, indes eine andere schrieb: „In Wiltz kann es am Ende einer verkorksten Saison doch noch zu einem ‚Happyend‘ kommen.“

 

Folgende Akteure brachten Wiltz 71 ins Finale: David Malannée, Luc Melchior, Didier Panzokou,

Thierry Rouyr (90.‘ Dan Spogen), Maurice van Ham, Pedro Teixeira, Christophe Verbeeren, Nesad Omerasevic, Marc Gira, Patrick Flick (63.‘ Joao Pereira), Fabian Fevry (89.‘ Jean-Michel Ummels).

 

Zu dem erhofften Happyend sollte es nicht kommen, denn im Finale, am 24. Mai 2001, gab es eine ziemlich unglückliche Niederlage gegen Etzella Ettelbrück.

 

Etzella - Wiltz 71 5:3 (1:1)

 

1:0 Grettnich (24.‘), 1:1 Fevry (45.‘), 2:1 Grettnich (61.‘), 3:1 Mischo (63.‘), 3:2 Omerasevic (71.‘),

3:3 Omerasevic (73.‘), 4:3 Grettnich (80.‘), 5:3 Holtz (83.‘) - 2313 zahlende Zuschauer -

Schiedsrichter: Maraglino, Crelo, Pinto da Costa

 

Etzella konnte sich also erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Siegerliste des Pokals einschreiben, indes Wiltz 71 für seine offensive Spielweise nicht belohnt wurde.

 

Die Wiltzer dominierten in der Anfangsphase und schnürten Etzella, das sich einige Unkonzentriertheiten in der Abwehr leistete, regelrecht in der eigenen Hälfte ein. Und trotzdem sollte Etzella in der 24.‘ zu einer schmeichelhaften Führung kommen. Die Wiltzer ließen den Kopf nicht hängen und konnten in der Schlussphase der ersten Halbzeit durch Fabian Fevry ausgleichen, der herrlich von Nesad Omerasevic bedient worden war.

 

Unverändert ging es zunächst nach dem Seitenwechsel überwiegend in Richtung Ettelbrücker Tor weiter. Doch dann übernahm Etzella die Kontrolle und konnte sich innerhalb von 2‘ (60.‘ und 62.‘) durch zwei Tore absetzen. Dass die Wiltzer eine hervorragende Moral hatten, zeigten sie nach diesem Rückstand. Die Mannschaft von Jacques Dodémont warf alles nach vorne und wurde für ihre Bemühungen auch belohnt, als Nesad Omerasevic binnen 2‘ (71.‘ und  73.‘) mit zwei Foulelfmetern ausgleichen konnte.

 

Doch die Ettelbrücker behielten klaren Kopf und nutzten zwei weitere Abwehrfehler aus, um den 5:3-Erfolg sicher zu stellen. Die Abgebrühtheit des dreifachen Torschützen Grettnich und die individuellen Fehler in der Wiltzer Verteidigung waren ausschlaggebend. Jacques Dodémont bilanzierte: „In der ersten Halbzeit war nur eine Mannschaft zu sehen und das war Wiltz. Wir haben das Spiel klar dominiert und geraten durch ein kurioses Tor in Rückstand. Trotzdem gelingt uns noch der Ausgleich vor der Pause. Die zweite Halbzeit spiegelt dann die ganze Meisterschaft wider. Wenn man so viele Tore zulässt wie wir, ist es nur logisch, dass man absteigt und im Pokalfinale unterliegt.“

 

Auch wenn eine einmalige Gelegenheit verpasst wurde, so bleibt dieses Endspiel der Coupe de Luxembourg nichtsdestotrotz die wohl schönste Seite in der bald 50-jährigen Vereinsgeschichte... und diese Seite schrieben: David Malannée, Christophe Verbeeren, Luc Melchior, Thierry Rouyr, Maurice van Ham, Pedro Teixeira, Didier Panzokou. Nesad Omerasevic, Marc Gira, Patrick Flick (63.‘ Jean-Michel Ummels), Fabian Fevry (88.‘ Joao Pereira). Auf der Auswechselbank saßen zudem: Christian Pauly, Tom Schaack, Dan Spogen, Asmir und Mehmet Mujkic.

 

30 Jahre nach der Fusion setzte sich der Vorstand von Wiltz 71 wie folgt zusammen:

John Shinn (Präsident), Maisy Berscheid, Robert Nilles und René Schoeder (Vize-Präsidenten), Jean-Claude Thines (Generalsekretär), Michel Deckenbrunnen (Generalkassierer), Aly Baulesch, Aloyse Gira, Eric Greisch, Théo Grisius, Charles Pauly, Romain Schneider, John Scholzen, Raymond Shinn, Marc Weber und Gilbert Weis (Mitglieder). Nach 14 Jahren im Amt (1984-1998) war R. Shinn inzwischen von J.-Cl. Thines als Schriftführer abgelöst worden.